3 Gründe, warum Elektromobilität ihren Platz in der zukünftigen Motorwelt hat
25.09.2015
Juraj Mikula, Projektmanager ANASOFT
Als Barack Obama 2011 erklärte, dass innerhalb von vier Jahren in den USA eine Million Elektrofahrzeuge unterwegs sein werden, ahnte er nicht, wir übertrieben seine Vorhersage war. Bei der Prognose stützte er sich auf die massive staatliche Förderung, die Firmen zu Innovationen und die Konsumenten zum Kauf von Elektrofahrzeugen motivieren sollte. Die Realität nähert sich den optimistischen Plänen nicht einmal an.
Im vergangenen Jahr waren Elektroautos an dem gesamten Fahrzeugverkauf in den USA mit 3,5% beteiligt und Anfang dieses Jahres fuhren auf den amerikanischen Straßen nicht ganz 300 Tausend.
Ungenutztes Potential
Die Versprechen der Elektromobilität sind groß – von der Erhöhung der energetischen Diversifizierung durch reduzierte Abhängigkeit von Erdöl, über Umweltschutz, bis hin zur langfristigen Stimulation der Wirtschaft und Entwicklung neuer Technologien wie auch ganzer Branchen. Im Weg stehen jedoch wesentliche technologische, soziale und wirtschaftliche Barrieren. Der Preis der Elektroautos und der Batterien ist zu hoch, die Reichweite begrenzt, die Ladezeit zu lang und die Infrastruktur unzureichend.
Da die Mehrheit der Menschen mit Elektroautos keine Erfahrungen hat, sind diese für sie eine große Unbekannte – sie wissen nicht, wie sie funktionieren, welchen Betrieb sie erfordern und fürchten, dass sie ihren künftigen Verkaufswert schneller als konventionelle Auto verlieren. Einer Umfrage der amerikanischen National Academy od Science zufolge ruft bei den Konsumenten die kürzere Reichweite im Vergleich zu traditionellen Benzin- oder Dieselautos Besorgnis hervor und dies trotzdem 80 bis 90 Prozent der Fahrten innerhalb der Reichweite liegen, die die heutigen Modelle pro Ladung schaffen .
Einige Verbraucher betrachten Elektroautos auch als klobige und schwerfällige Autos, denen die Dynamik und somit auch die Freude am Fahren fehlen. Diesen Eindruck versuchen zum Beispiel die Rennen Formel E zu ändern – eine weltweit neue Rennserie für Elektoformelautos, bei denen die Fahrzeuge eine Geschwindigkeit von über 240 km/h erreichen. Andere wiederum beschweren sich, dass das Angebot in den Showrooms unzureichend ist und die angebotenen Modelle längst nicht den Vorstellungen aller Autofahrer entsprechen.
Niedrigerer Preis
Die weltweit geringe Nachfrage nach Elektroautos kann für Elektromobilitätsbegeisterte eine Enttäuschung sein, dies bedeutet jedoch nicht, dass es sich um eine Sachgasse handelt, wie von einigen Skeptikern behauptet wird. Es gibt mindestens drei gute Gründe, warum Elektromobilität in der Motorwelt der Zukunft ihren Platz hat.
Erstens lassen sich die Regierungen mehrerer Länder durch die anfänglichen Misserfolge nicht abschrecken und planen eine massive staatliche Förderung, bzw. haben damit bereits begonnen und wollen diese auch fortsetzen. Zum Beispiel haben die Franzosen Dieselmotoren unlängst als Irrtum bezeichnet und wollen sie von ihren Straßen schrittweise wegbringen. Ersetzt werden sollen sie gerade durch Elektroautos, für die die Konsumenten eine Förderung von bis zu 10 Tausend Euro erhalten können, wenn sie einen mehr als 13 Jahre alten Diesel außer Betrieb nehmen. Der Preis der Elektroautos kommt somit auf das Niveau von Modellen mit Verbrennungsmotoren oder ist sogar noch günstiger. Eine deutlichere Preissenkung kommt mit den steigenden Produktionsvolumina. Laut Carlos Ghosn, dem Chef der Allianz Renault-Nissan, gibt es bei der Technologie der Elektroautos nicht außerordentlich Teureres als an der Technologie der Verbrennungsmotoren, also sinkt der Preis, wenn die Automobilhersteller Einsparungen aus dem Volumen erreichen.
Die nordeuropäischen Staaten sind sogar noch weiter. In Holland sind öffentliche und private Parkplätze mit Ladestationen und mit reservierten Parkplätzen für Elektroautos üblich. Der momentane Anteil des Verkaufs von Elektroautos erreicht in Holland 5,5%. In Norwegen, dem in der Nutzung von Elektroautos führenden Land, erreicht das Verkaufsniveau sogar 6,1%.
Bessere Technologie
Der zweite Grund, warum die Elektromobilität keine Sackgasse ist, ist der technologische Fortschritt. Damit Elektroautos eine längere Reichweite erzielen, benötigen sie kleinere, leichtere und leistungsstärkere Batterien als heute. Sicher ist, dass es in Zukunft solche geben wird. Zum Beispiel waren die Batterien in den Elektroautos Greenway bei Anlauf dieses Projektes um die Hälfte höher (also 2x voluminöser) als heute. MIT und einige andere Firmen entwickeln neue Batteriearten mit einer größeren energetischen Dichte, auch wenn sie den vorläufigen Erwartungen zufolge nicht vor 2020 in die Großproduktion gehen können.
Eine Sache sind die Abmessungen und die Ausdauer der Batterie, die andere die Ladezeit. Das private Laden über Nacht ist kein Problem, unternimmt jemand mit einem Elektroauto jedoch eine größere Tour, will keiner 2 Stunden an der „Tankstelle“ verbringen. Aber auch in dieser Richtung geht die Entwicklung nach vorn – die Firma Tesla hat noch im Vorjahr eine Batterie vorgestellt, die bei vollständiger Ladung eine Reichweite von 500km und nach einer Teilladung von 30 Minuten eine Reichweite von ca. 270 Kilometer gewährleistet. Das folgende Video zeigt, dass Tesla an der Verbesserung des Komforts arbeitet und zwar mit der Entwicklung eines Ladekabels, das sich selbst bewegen, die Ladeöffnung finden und sich an diese auch selbst anschließen kann.
Was bereits geschieht
Den dritten Grund für Optimismus im Zusammenhang mit der Elektromobilität in der Slowakei geben verschiedene größere oder kleinere Projekte und Initiativen, die Elektroautos nutzen oder mit ihnen rechnen. Zum Beispiel werden 16A Ladesteckdosen schon von mehreren Hotels und Restaurants (Martinov Dvor, Holiday Inn Žilina, Majolika) für ihre Gäste angeboten und auch einige Grundstücksentwickler rechnen bei Residenzprojekten mit solchen in den Tiefgaragen. Schrittweise wird auch mit Unterstützung der EU das Netz der Lade- und Batteriewechselstellen EU ausgebaut.
Außerdem geht es bei der Elektromobilität nicht nur um die normalen Autofahrer. Auch in der kommerziellen Sphäre findet sie ihre Anwendung. Zum Beispiel ermöglicht der Operator Greenway Firmen das Leihen von Elektroautos zu einer Monatspauschale, die nicht nur den Service, sondern auch Versicherung, Steuern und Gebühren inkludiert.
Nicht zuletzt sprechen auch ökologische Gründe für die Elektromobilität. Der Verkehr beteiligt sich an dem weltweiten Ausstoß von Treibhausgasen mit fast einem Viertel. Der Weltgesundheitsorganisation zufolge stellt die Luftverschmutzung das größte Umweltrisiko für die Gesundheit dar und hat weltweit eine von acht Todesursachen auf dem Gewissen. Zum Beispiel wurden im Vorjahr in Peking 505 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter gemessen, wobei die Empfehlung für ein sicheres Niveau bei 25 Mikrogramm liegt.
Wenn wir dies alles nun zusammenfassen – es ist klar, das im Fall der alternativen Antriebsmöglichkeiten von Fahrzeugen die Frage, ob sie über den klassischen dominieren werden, nicht angebracht ist, sondern eher die Frage, wann dies eintritt. Und die bisherige Entwicklung deutet darauf hin, dass es Sinn hat, der Elektromobilität die Daumen zu drücken...
Der Autor ist Projektmanager der Firma ANASOFT, die einer der Partner des Projektes Greenway ist und das Zentrale Informationssystem des Projektes abdeckt.