Springen Sie schon heute auf die Welle der vierten industriellen Revolution auf

24.11.2015

Peter Bílik, EMANS Solution Designer, ANASOFT

INDUSTRIE 4.0 IST GAR NICHT SO WEIT WEG UND FUTURISTISCH, WIE ES VIELLEICHT DEN ANSCHEIN HAT

Springen Sie schon heute auf die Welle der vierten industriellen Revolution auf

Als ich vor 15 Jahren auf der Fahrt in den Urlaub in fremde Länder am Lenkrad saß, hat mich meine Frau mit der geöffneten Karte auf den Knien navigiert.

Das bedeutete, dass ich manchmal nicht wusste, ob wir in die nächste Straße einbiegen sollen oder ob wir schon an der vorherigen Kreuzung abbiegen sollten.

 

Da die einzige dynamische Information für uns der Verkehrsservice im Radio war, haben wir von einem Stau auf der Autobahn meist dann erfahren, als wir schon selber drin waren und von einer Polizeikontrolle hatten wir auch gar keine Ahnung.

Ich gebe zu, dass dies auch einen gewissen Reiz hatte. Aber mehr gefällt mir, wie wir uns heute auf den Straßen orientieren. Auf dem Handy läuft eine kostenlose Navigations-App Waze, die genau weiß, wie schnell wir fahren, wohin wir hinzielen und wodurch wir fahren sollen. Die Karten werden ständig aktualisiert, also kann es nicht passieren, dass dort, wo voriges Jahr noch Gegenverkehr war, schickt uns Waze uns heute in eine Einbahnstraße. Egal ob allein, oder aufgrund eines Inputs von anderen eingeloggten Fahrern, kann die App auswerten, dass auf unserer Route etwas passiert ist. Basierend darauf passt sie nicht nur unsere voraussichtliche Ankunftszeit an, sondern schlägt auch eine Umfahrung des problematischen Streckenabschnitts vor.

SOZIALE NETZE IN DER INDUSTRIE

Waze nutzt das Prinzip des Social Networkings, da es sich de facto um ein soziales Netz von Fahrern handelt. Diese können in das System manuell Informationen eingeben, die für andere Straßenverkehrsteilnehmer nützlich sind, zum Beispiel über Staus, Polizeikontrollen, aktuelle Bauarbeiten oder über Benzinpreise. Die Eingabe ist einfach und klar, deshalb  ist sie für die Fahrer kein Problem, die den problematischen Streckenabschnitt gerade passieren. Vor allem sammelt jedoch die App von jedem Gerät, auf dem sie läuft, automatisch Echtzeitdaten und wertet diese aus. Anschließend analysiert sie diese Daten, damit sie allen Nutzern nützliche Informationen geben und die optimalen Routen vorschlagen kann.

Die Prinzipien der sozialen Netzwerke, auf denen Waze basiert, dringen bereits auch in die Industrieproduktion durch. Einer der meistfrequentierten Begriffe der vergangenen Monate ist „Industrie 4.0“. Der Begriff, mit dem vor einigen Jahren die deutsche Regierung kam, bezeichnet die Art und Weise der Nutzung von Informations- und Kommunikationstechnologien, die in Industriebetrieben Veränderungen verspricht, die mit denjenigen vergleichbar sind, die in der Vergangenheit die industriellen Revolutionen gebracht haben.

Zur Rekapitulierung – die Dampfmaschine und die Elektrifizierung mündeten in die Formung von Fabriken und in die Abwanderung von Arbeitskräften aus der Landwirtschaft in die Produktion, führten  aber auch zu einem historisch deutlicheren Anstieg des Lebensniveaus der Bevölkerung. In der zweiten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts kam dann die dritte industrielle Revolution, als mit der Automatisierung und Robotisierung der Produktion begann.

SOZIALE NETZE IN DER INDUSTRIE

Grundlagen der neuen ära

Alle diese Meilensteine haben die Produktivität gesteigert, aber während der übrigen Dekaden blieb  die Produktionsindustrie im Vergleich zu den Fortschritten in einigen anderen Branchen zurück. Die neue Welle der steigenden Effektivität und Produktivität soll die Digitalisierung bringen, die gerade mit dem Begriff Industrie 4.0 in Verbindung gebracht wird. Eine Digitalisierung wird nicht in der Ergänzung weiterer Steuereinheiten, sondern in deren gegenseitiger Verbindung beruhen, so dass alles in der Fabrik miteinander kommunizieren und den Mitarbeitern einen intelligenten Support geben kann.

Der grundlegende Baustein dieses Konzepts ist das Internet der Dinge (Internet of Things). Nicht im Sinne eines intelligenten Kühlschranks, der automatisch Lebensmittel und Getränke bestellt. Eine Fabrik in der Ära der Industrie 4.0 hat drei Schlüsselkomponenten:

  • Erstens – sie ist mit Sensoren ausgestattet, die ständig Daten von den Maschinen, Anlagen, Produktionsbändern, Lagern, Materialien und anderen Komponenten sammeln.
  • Zweitens – sie ist durch und durch mit Kommunikationsinfrastruktur verflochten, über die die Maschinen untereinander, mit Menschen und auch mit verschiedenen IT-Systemen kommunizieren können.
  • Und drittens – sie nutzt die Software, die alle Daten nicht nur sammeln, sondern anschließend auch auswerten, analysieren und daraus Schlussfolgerungen ziehen kann. Mit anderen Worten, sie bringt in die Datenmenge Intelligenz und Ordnung.

WAs bringt uns das

In der Praxis kann das bedeuten, dass falls eine Maschine operativ eine ungeplante Wartung benötigt und die Wartung für die daneben stehende Maschine für den nächsten Tag geplant ist, kann das System diese Vorgaben nicht nur vermerken, sondern sie auch automatisch auswerten, dass es reicht, den Techniker nur einmal und nicht zweimal zu rufen. Oder stellt das System automatisch fest, dass sich nach einem bestimmten Vorgang, zum Beispiel nach dem Anziehen von Schrauben, das Risiko erhöht, dass sich ein Schlauch an der anderen Seite des Produkts lockert und weist auf die erforderlich erhöhte Vorsicht oder eine nachträgliche Kontrolle hin. Das Ergebnis sollten schnellere, flexiblere und effektivere Prozesse, eine niedrigere Fehlerquote und eine höhere Qualität der mit niedrigeren Kosten hergestellten Produkte sein.

Eine solche Vision mag zwar futuristisch klingen. In Wirklichkeit existieren aber schon heute Fabriken, die auf den Prinzipien von Industrie 4.0 arbeiten. 

der zug fährt schon ab...

DER ZUG FÄHRT SCHON AB...Kleine und mittelgroße Unternehmen können trotzdem Industrie 4.0 wahrscheinlich immer noch als eine entfernte Fiktion finden, der im Himmel der tagtäglichen Betriebsprobleme unnötig oder zu früh ist, ihre Aufmerksamkeit zu schenken.

Dasselbe haben sich möglicherweise einige Unternehmer gedacht, als Henry Ford vor über 100 Jahren die erste bewegliche Montagelinie einführte. 

 

Diese Innovation hat die Herstellung eines Autos aber ungefähr um das 8-fache verkürzt – von über 12 Mannstunden auf 1,5 Stunden, ganz abgesehen von den weiteren Beiträgen, wie die Eliminierung von Unfällen am Arbeitsplatz war.

Kein Wunder dass das Ergebnis der weltweite Erfolg von Ford war, der zu einem Synonym für die Motorisierung und die Verbreitung von Autos unter der Mittelschicht wurde.

Natürlich sind die Technologien in der Industrie heute ganz woanders als vor 100 Jahren. Aber das Grundprinzip der beweglichen Anlagenlinie ist unverändert geblieben. Ähnlich wird dies auch mit Industrie 4.0 werden. Die Grundprinzipien und die Infrastruktur, die die Fabrik heute anlegt, bleiben jahrelang bestehen. Wichtig ist, den Zug nicht zu verpassen und möglichst früh zu beginnen, auch wenn nur mit kleinen Schritten.

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